Mittwoch, 7. August 2013

Die Top 10 der Kometen - Platz 7

C/1882 R1 (Großer Septemberkomet)
Nach heutigem Wissensstand sind alle Sungrazer ("Sonnenstreifer") der Kreutz-Gruppe durch kaskadierenden Zerfall aus einem Ursprungskörper hervorgegangen, dessen erste Teilung bei einem Periheldurchgang im 5. Jahrhundert erfolgte. Die Tochterkometen sind im frühen 12. Jh. zur Sonne zurück gekehrt, jedoch wurde offenbar nur einer davon (X/1106 C1) beobachtet. Bei den seit dem 19. Jh. beobachteten Kreutz-Kometen handelt es sich demnach um Bruchstücke der zweiten Generation. Der Kern des Ausgangskometen muss keineswegs sonderlich groß gewesen sein – ein Objekt von 10 Kilometern Durchmesser reicht vollkommen aus, um die unzähligen in den letzten 170 Jahren beobachteten Fragmente zu erklären.
Das bislang wohl größte Bruchstück durchlief sein Perihel am 17.09.1882 und trat spektakulär in Erscheinung. Entdeckt wurde der als Großer Septemberkomet (C/1882 R1) in die Geschichte eingegangene Schweifstern am 01.09.1882, als er bereits mit bloßem Auge sichtbar war. Er bewegte sich rasch auf die Sonne zu, wobei seine Helligkeit enorm anstieg. Am Tag seiner Perihelpassage (17.09.1882 in 0.0078 AE) konnte er mit bloßem Auge bis zum Sonnenrand verfolgt werden. Welche Helligkeit er dabei erreichte, lässt sich schwer abschätzen. SEARGENT (2009) gibt nach sorgfältiger Auswertung der überlieferten Beobachtungen -12.5 mag an, also so hell wie der Vollmond. C/1882 R1 ist wahrscheinlich der leuchtkräftigste  Komet, welcher jemals beobachtet wurde. Insgesamt blieb er 6 Tage mit bloßem Auge am Taghimmel sichtbar.
Während der Perihelpassage teilte sich der Kern des Kometen in 6 Komponenten. Die damit verbundene Staubfreisetzung verschaffte ihm einen extrem flächenhellen Schweif, dessen Länge Ende September 25 Grad erreichte, während der Kopf immer noch etwa 0 mag hell war. Zu dieser Zeit war C/1882 R1 ein Objekt des Morgenhimmels. Obwohl die Schweifform derjenigen aller anderen Kreutz-Kometen entsprach, verlief die weitere Entwicklung ausgesprochen untypisch. Mitte Oktober wurde ein Gegenschweif beobachtet. Erst Ende dieses Monats wurde bei einer Helligkeit von immer noch 2 mag mit 30 Grad – für einen Kreutz-Kometen recht wenig – die maximale Schweiflänge erreicht. Noch Mitte Januar 1883 wurden Längen von 15 Grad angegeben, und der Komet blieb bis Mitte Februar mit bloßem Auge sichtbar.

C/1882 R1, fotografiert am 07.11.1882 von Sir David Gill (1843 - 1914) in Südafrika. Dass auf dieser und anderen Aufnahmen des Kometen derart viele Sterne suchtbar waren, begeisterte Astronomen auf der ganzen Welt und trug mit zum Aufschwung der Astrofotografie bei.

Literatur:
KRONK, GARY: C/1882 R1 (Great September Comet)
SEARGENT, DAVID (2009): The Greatest Comets in History. 260 S., Springer Science & Business Media, New York.

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