Mittwoch, 17. Januar 2007

Komet McNaught und die Medien

Das war er also nun, der zweithellste Komet der letzten 70 Jahre. Zugegeben, er stand nicht wie Hale-Bopp und Hyakutake mit mächtigem Schweif am Nachthimmel. Selbst als er so hell wie die Venus wurde, nahm ihm die Nähe zur Sonne viel von seiner Brillanz. Hinzu kam das vor allem im nördlichen Mitteleuropa durchweg schlechte Wetter der ersten Januar-Dekade. Wer z.B. in Hannover wohnt und nichts von McNaught wusste, verpasste auch nichts. Und die Chancen, von McNaught nichts zu wissen, waren recht gut, zumindest bis zum Abend des 09.01.2007. Bis dahin war C/2006 P1 eigentlich nur in der engeren astronomischen Szene bekannt, und zwar vor allem bei denjenigen, die regelmäßig astronomische Informationsseiten besuchen.
Nun kann man sich natürlich fragen, warum niemand Presse und Fernsehen informiert hatte. Immerhin hatte Daniel Fischer, der bekannte Astro-Journalist, bereits im November auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es im Januar zu einer imposanten Kometenerscheinung kommen könnte. Das war nicht nur in seinem englischsprachigen Cosmic Mirror, sondern auch in seinem weit verbreiteten deutschsprachigen Oculum-Newsletter nachzulesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Komet zumindest so um die 0. Größenklasse erreichen könnte, war demnach recht hoch. Daraufhin haben wir noch am gleichen Abend eine Seite für McNaught im Kometen.info eingerichtet. Auch Astrocorner publizierte umgehend einen Beitrag.

Doch es blieb ruhig um Komet McNaught. Das lag natürlich auch daran, dass seine Bahn so ungünstig verlief, dass er von Ende Oktober bis Ende Dezember nur sehr gelegentlich unter extremen Umständen beobachtet werden konnte. Die Kometenkenner übten sich jedenfalls in ziemlicher Zurückhaltung. Seit dem legendären Flop mit Kohoutek im Jahr 1973, der als Jahrhundert-Komet angekündigt zum unscheinbaren Durchschnitts-Kometen wurde, gehört es wohl zu den Urängsten der Experten, sich mit der Ankündigung eines hellen Schweifsterns, der nicht hält, was er verspricht, zu blamieren.
Ende Dezember war McNaught wieder besser zu beobachten und Anfang Januar war eigentlich klar, dass er zumindest in den oben genannten Bereich von 0 mag vordringen würde - und das sollte alle mal reichen, um ihn mit einem Opernglas in der Dämmerung zu erspähen. Doch weder jetzt noch am folgenden Wochenende, als bereits die gesamte amateurastronomische Szene nach Wolkenlücken jagte, um den Kometen zu erspähen, nahmen die Medien Notiz.
Das änderte sich erst am späten Abend des 08.01.07: Martin Wagner hatte C/2006 P1 in der Abenddämmerung fotografiert und seine Digitalbilder an Jörg Kachelmann geschickt, der diese im Wetterbericht der Tagesthemen vorstellte. Wir haben die Sendung nicht gesehen, aber offenbar wurde nicht deutlich genug gemacht, dass jeder diesen Kometen nun sehen kann, andernfalls hätte sich was an den Besucherzahlen im Kometen.info tun müssen. Am 08.01.07 hatte unsere McNaught-Seite 689 Besucher gehabt, und am 09.01.2006 blieben die Zahlen bis zum späten Nachmittag sogar hinter dem Vortag zurück. Erst als an diesem Dienstag gegen 19.15 das Thema McNaught samt eindrucksvollen Fotos in der "Heute"-Sendung des ZDF präsentiert wurde, gingen die Zugriffszahlen binnen 15 Minuten rasant nach oben. Nun war der Komet also wirklich in der Öffentlichkeit angekommen, eher zufällig, denn Auslöser des ZDF-Beitrags waren nicht etwa Pressemitteilungen, sondern Digital-Fotos gewesen, die Amateurastronomen eingereicht hatten.
Am nächsten Tag wachte auch RTL auf und suchte per Rundmail verzweifelt nach Bildern vom Kometen. Im Laufe der Woche gab es noch weitere Beiträge über McNaught in den TV-Nachrichten. Kometenfreie Zone war nach wie vor die Presse; im Bonner General-Anzeiger ist bis heute kein Beitrag zu McNaught erschienen, obwohl die Volkssternwarte Bonn eine ausführliche Infoseite zum Kometen unterhielt. Immerhin, das regionale Boulevard-Blatt nahm sich des Schweifsterns am 13.01.07 an und wies in einem grausam recherchierten Artikel auf die Sichtbarkeit in der Dämmerung hin - etwas zu spät ...

Doch kann man nicht den Medien alleine den Vorwurf machen, gefragt sind vielmehr diejenigen, die auf rechtzeitige Pressemitteilungen verzichtet haben. Man sollte bedenken, dass das Interesse auch an einem "kleinen" Kometen, wie es z.B. vor 2 Jahren Machholz war, riesengroß ist. Ich erinnere mich noch genau, wie gut besucht im Januar 2005 ein Beobachtungsabend der Volkssternwarte Bonn war - die meisten waren nur gekommen, um Komet Machholz gezeigt zu bekommen. An McNaught hätten sich viele Nicht-Astronomen und Naturbeobachter genauso erfreut, selbst wenn er nur als Nebelfleckchen im Fernglas zu sehen gewesen wäre.

Vielleicht sollte man Kriterien ausarbeiten, bei deren Erfüllung dann "Kometen-Alarm" in den Medien ausgelöst wird; d.h., wenn eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass in Kürze ein Komet mit bloßem Auge sichtbar wird, läuft die Pressearbeit an. Ein gelegentlicher Fehlalarm muss eben in Kauf genommen werden - Kometen sind nun einmal unberechenbare Wesen ...

Montag, 15. Januar 2007

Eintrag für den 14. Januar 2007




Von 12 Uhr bis Sonnenuntergang gegen 17 Uhr habe ich heute bei schönem und erneut recht mildem Wetter nach McNaught Ausschau gehalten - vergeblich! Und nicht nur mir ist es so ergangen, wie eine Durchsicht der Foren am Abend ergibt. Zwar mutmaßen einige gleich, der Komet sei schwächer geworden; einer fragt scherzhaft, ob er vielleicht über Nacht in die Sonne gefallen sei. Die wahre Ursache ist aber wieder einmal das Wetter. Die Luft ist ziemlich feucht und das bedeutet geringe Transparenz und große Lichtstreuung. Rund um die Sonne gibt es einen mindestens 10 Grad durchmessenden Bereich, in dem der Himmel nicht blau, sondern milchig-weiß erscheint - da hat McNaught keine Chance. Deshalb gelingen heute nur wenige Beobachtungen und noch weniger Fotos. 2 oder 3 Beobachter erwischen ihn sogar noch bei Sonnenuntergang, obwohl er bereits wenige Minuten später selber unter den Horizont sinkt. In Bonn glückt auch das nicht. Wie schlecht die Transparenz ist, merke ich auch daran, dass die Venus selbst im Fernglas erst eine ganze Weile nach Sonnenuntergang aufzuspüren ist. Bei wirklich klarem Himmel sieht man sie unmittelbar nach Verschwinden der Sonne bereits mit bloßem Auge. Ich nutze die Gelegenheit, um auf dem Messdorfer Feld eine ganze Reihe von Dämmerungsfotos (Beispiel s.o.) zu machen, mit und ohne Venus. Als ich kurz vor 18 Uhr den Heimweg antrete, sind alle Zirren vom Himmel verschwunden, bis zum Horizont ist es vollkommen klar - zuletzt hatten wir das am Neujahrsabend (s. erster Blog-Eintrag). Warum konnte es nicht in der vergangenen Woche einen solchen Abend geben?

Eintrag für den 13. Januar 2007

Letzter Tag für McNaught, zumindest, wenn man ihn in der Abenddämmerung sehen will. Wie seit einer Woche stehen zwischen den Bonner Beobachtern und dem Kometen viel zu viele Wolken. Nicht nur am Abend, an dem das Messdorfer Feld gleichwohl einen Kurzbesuch erhält, sondern auch am Tag. Inzwischen ist C/2006 P1 so hell geworden (man schätzt etwa -5 mag), dass er am Tageshimmel neben der Sonne zu sehen ist. In Süddeutschland sind die Bedingungen erneut gut – aber auch bei uns soll es am morgigen Sonntag endlich aufklaren. Die Fotos (Oben Beispielfoto von Robert Schulz - http://www.pbase.com/astrophoto/mc_naught_2007) und Beobachtungs-berichte aus Bayern und Österreich klingen jedenfalls viel versprechend.
Seit der „Heute“-Sendung vom Dienstag bewegen sich die Besucherzahlen im Kometen.info (genauer die der McNaught-Seite) auf einem Niveau, wie wir es bislang nur von Mondfinsternissen oder der Sonnenfinsternis im letzten März gekannt haben. Offenbar ist das Interesse enorm hoch, obwohl (oder weil?!) die Tagespresse den Kometen souverän ignoriert hat. Einzelne Zuschriften und Reaktionen zeigen, dass unsere McNaught-Seite den Leuten ganz gut gefällt. Besonders die Aktualität wird offenbar geschätzt. Das ist dann auch Motivation genug, nach der Rückkehr von einer privaten Party in Düsseldorf zwischen 4 und 5 Uhr am Sonntagmorgen die Seite noch einmal zu aktualisieren.

Eintrag für den 12. Januar 2007

Das Wetter ist unverändert, und es gibt jetzt nur noch ein Beobachtungsfenster am Abend. Als wir um kurz vor 5 am westlichen Horizont kleine Aufhellungen wahrnehmen, fahren wir spontan noch einmal zum Messdorfer Feld hinaus. Dort freilich müssen wir feststellen, das bereits wieder alles dicht ist.
Da haben wir nun die wahrscheinlich aktuellste und umfangreichste Infoseite zum Kometen McNaught und können kein eigenen Fotos bieten ... na ja, es geht nicht nur uns so. Und außerdem gibt es C/2006 P1 jetzt für einige Tage rund um die Uhr live im Web von SOHO (s. Abbildung).

Sonntag, 14. Januar 2007

Eintrag für den 11. Januar 2007

Heute endet die Morgensichtbarkeit von Komet McNaught. Unverschämter Weise war es in der Nacht völlig sternenklar. Doch heute Morgen empfängt mich wieder das übliche Einheitsgrau. Trotzdem spaziere ich noch einmal zum "Da Capo". Die Wolkenlücken sind heute fast als teleskopische Objekte zu bezeichnen. Zur Entschädigung für entgangene Kometenfreuden gibt es aber immerhin eine besonders farbenprächtige Morgendämmerung (s. Foto).
Der schon zur Routine gewordene Abendausflug entfällt heute angesichts von stürmischen Wind und Regen zur fraglichen Zeit. Außerdem stehen wichtige Buchhaltungsarbeiten an - das einzig sinnvolle bei diesem Wetter :-)

Eintrag für den 10. Januar 2007

Nach dem ersten kleinen Erfolg gestern und der nicht ganz ungünstigen Wettervorhersage für den heutigen Morgen ist die Spannung natürlich groß. Ein hervorragender und in wenigen Minuten Fußweg erreichbarer Aussichtspunkt Richtung Osthorizont befindet sich auf der Terrasse des Restaurants "Da Capo" am Bonner Rheinufer. Das Türchen zur Terrasse ist zum Glück meistens offen; Tische und Stühle stehen draußen. Angesichts der 13 Grad, die es jetzt um 07.45 Uhr bereits hat, ist die Nutzung der Außengastronomie in diesem "Winter" ja gar nicht so utopisch. Im Moment wäre ein kalter Winter mit stabiler Hochdrucklage genau das, was man zur Beobachtung des Kometen bräuchte. Leider reicht es wieder nur zu ein paar Wolkenlücken, die sich immerhin in der richtigen Höhe und Himmelsrichtung befinden (s. Foto). Doch der Komet lässt sich bis wenige Minuten vor Sonnenaufgang nicht blicken.

Später am Vormittag installiere ich auf dem Bürorechner das neue Red Shift 6. Da sind auch die Bahnparameter für C/2006 P1 drin. Eine Simulation zeigt, dass der Komet heute Morgen einfach zu weit östlich der Sonne stand - und dort gab es keine Wolkenlücken.
Als ich so gegen 14.30 Uhr im Büro alles Wichtige erledigt habe, ist es natürlich viel zu spät für eine Fahrt nach Süddeutschland, die angesichts der dortigen Föhnlage heute in Frage gekommen wäre. Also wieder Messdorfer Feld - dort aber, nachdem es tagsüber durchaus sonnig gewesen war, mit geschlossener Wolkendecke.

Später am Abend trudeln zahlreiche Berichte und Fotos von erfolgreichen Beobachtungen im Süden ein ...

Dienstag, 9. Januar 2007

Eintrag für den 09. Januar 2007




Ein Blick aus dem Fenster zeigt um 7 Uhr am Morgen das übliche Bild: geschlossene Bewölkung, also wieder kein McNaught. Gegen Mittag mache ich das erste Update der Webseite. Viele Neuigkeiten gibt es nicht, Robert McNaught, Entdecker des Kometen, distanziert sich auf seiner neuen Webseite zu eben jenem Kometen deutlich von einem bekannten deutschen Astrohersteller bzw. dessen Produkt "McNaught Comet-Catcher". Am Nachmittag ergänze ich noch ein paar Foto-Links. Kurz vor 17.00 Uhr mache ich mich dann auf die tägliche Fahrt zum Messdorfer Feld. Gegen 14.00 hatte es ein paar Aufhellungen gegeben, doch jetzt ist alles wieder grau in grau, mit schnell ziehenden Wolken. Die sind nicht einmal sonderlich dick, denn man erkennt immer wieder winzige Abschnitte mit blauem Himmel - aber natürlich nur bei senkrechtem Blick nach oben, in Horizontnähe staffeln sich die Wolken aufgrund des perspektivischen Effekts lückenlos.
Als ich an meinem üblichen Beobachtungsort ankomme, sehe ich zu meiner Freude dann aber Wolkenlücken am Horizont. Ich schnappe mir das Fernglas und steige aus. Sofort entdecke ich Venus, die freilich nach ein paar Sekunden bereits wieder von den Wolken geschluckt wird. Jetzt weiß ich aber ziemlich genau, wo der Komet steht, nämlich rechts der Wolkenlücken. Dumm nur, dass die Wolken samt Lücken nach Links ziehen. Allerdings nähert sich von rechts eine weitere Lücke der mutmaßlichen Position von McNaught. Jetzt ist geduldiges Abwarten angesagt. Nach einigen Minuten wird klar, dass die Wolkenlücken nicht einfach so mitziehen, sondern ihre Position unter ständiger Form- und Größenänderung mehr oder weniger beibehalten. Immer wieder suche ich den fraglichen Bereich mit dem Fernglas ab; und dann, es ist so gegen 17.30, taucht er am Oberrand einer Wolkenlücke auf, nur für ein paar Sekunden. Aber es besteht kein Zweifel: dieses etwas diffuse helle Fleckchen - so sieht nur ein Komet aus. Er ist deutlich lichtschwächer als die Venus, vielleicht so im Bereich von Jupiter, der in der hellen Dämmerung auch eher unscheinbar ist. Ja, und das war es dann schon. Ich mache 2 Fotos und ein Video von der Wolken-Situation (s. Abbildung oben), warte noch weiter ab; aber bis 18.00 Uhr lässt sich McNaught nicht wieder blicken. Als ich losfahre, gehen im Autoradio gerade die 18 Uhr-Nachrichten zu Ende. Im Wetterbericht ist die Rede davon, dass die Bewölkung in NRW während der Nacht und bis in den Vormittag hinein auflockern soll - vielleicht ergibt sich ja am Morgen noch ein Chance?
Am Abend steigen die Besucherzahlen auf unserer Mcnaught-Seite in erstaunlichem Maße an. Die Ursache ist schnell ermittelt: in der Heute-Sendung des ZDF hat es einen Beitrag zum Kometen gegeben, wohl so gegen 19.20 Uhr; und kaum 15 Minuten später kommt unser Counter so richtig ins Laufen. Viele Leute recherchieren offenbar gleich nach der Meldung im Web. Aus einem Forum erfahre ich, dass in der Sendung ein Foto eines Amateurastronomen gezeigt worden ist. Es soll später am Abend im Heute-Journal noch einmal einen (wohl den gleichen) Beitrag geben. Überraschung auch in der Mailingliste der Fachgruppe Kometen: dort postet Daniel Fischer seine heutige Sichtung des Kometen. Er befand sich nur etwa 200 Meter Luftlinie von mir entfernt im Argelander Institut für Astronomie. Von dort aus, aus einem geringfügig anderen Blickwinkel, konnte der Komet um 17.40 noch ein zweites Mal kurz gesehen werden.

Inzwischen ist McNaught nach übereinstimmenden Schätzungen etwa - 1.5 mag hell. Mein Vergleich mit Jupiter war also gar nicht so unzutreffend. Wenn man mal annimmt, dass er bis zum 14. weiterhin um 0.5 mag pro Tag heller wird und dass es dann tatsächlich zu der oft diskutierten "Vorwärtsstreuung" des Sonnenlichts am Kometenstaub kommt, könnte er tatsächlich noch - 6mag erreichen - das würde dann für eine Sichtbarkeit am Taghimmel ausreichen. Die Trend-Prognosen für das Wetter am Sonntag sind nicht einmal so schlecht ....

Montag, 8. Januar 2007

Eintrag 2 für den 08. Januar 2007

Offenbar war das Wetter gestern in Süddeutschland und Österreich gar nicht so schlecht; jedenfalls gehen im Laufe des Tages immer mehr Sichtungsmeldungen und Fotos ein. Die Fotos von Martin Wagner sind am Vorabend im Rahmen des Wetterberichts der Tagesthemen gezeigt worden; ansonsten ist der Komet aber außerhalb der Astro-Szene immer noch ein "Non-Event". Ein solches ist er unverändert auch in Bonn. Während der entscheidenden Stunde am Abend war wieder alles zugezogen. Neben einem Mallorca-Trip am Donnerstag habe ich jetzt auch eine Autofahrt nach Süddeutschland in die Überlegungen einbezogen, denn da wird am Mittwoch mit Föhn gerechnet. Ich könnte am Mittwoch um die Mittagszeit losfahren und spät am Donnerstag zurückkehren; damit würde ich 3 Sichtfenster für den Kometen abdecken (wobei der Morgen des 11.01. schon sehr zweifelhaft ist; aber vielleicht hilft die jetzt doch große Helligkeit des Kometen).
Das mitternächtliche Update von Kometen.info zeigt, dass die Zahl der Beobachtungen heute deutlich geringer war als am Sonntag. Dies muss nicht nur am Wetter liegen, sondern kann auch damit zu tun haben, dass heute der erste ganz normale Werktag nach den Weihnachtsferien ist. Wenn der Komet gegen 18.00 Uhr untergeht, sitzen viele noch an ihrem Arbeitsplatz.

Eintrag für den 08. Januar 2007

In den letzten 3 Tagen ist klar geworden, dass McNaught sich tatsächlich zu einem richtig hellen Kometen entwickeln wird. Angesichts der bescheidenen Wetteraussichten für die kommende Woche habe ich mich gestern bereits ausgiebig nach Flugverbindungen Richtung Spanien umgesehen. Aber erst einmal möchte ich noch versuchen, den Kometen hier zu erwischen. Heute sind die Chancen allerdings mehr als schlecht. Immerhin, ab etwa 15.00 Uhr zeigt sich im Westen ein heller Streifen, durch den dann eine Stunde später die Sonne lugt, allerdings nur undeutlich erkennbar. Trotzdem, einen Versuch kann man ja starten ... um 17.20 bin ich am Messdorfer Feld. Doch der helle Streifen ist nichts anderes als dünne Bewölkung, die zum Horizont hin auf Grund der Perspektive eine lückenlose Schicht bildet; da hat nicht einmal Venus ein Chance.
Anderswo, namentlich in SW-Deutschland, sieht es besser aus: Ich erhalte kurz nach 18.00 Uhr einen Anruf von Martin Wagner , der den Kometen soeben gesichtet und fotografiert hat. Später am Abend gehen dann weitere Sichtungsmeldungen aus Deutschland und Österreich über diverse Mailinglisten.

Eintrag für den 02. Januar 2007

 
Heute ist das Wetter deutlich schlechter als gestern. Aber immerhin liegt kurz vor 19.00 Uhr ein großes, fast kreisrundes Wolkenloch über Bonn. Da für 18.58 erneut ein heller (-5 mag) Iridium-Flare vorhergesagt ist, spaziere ich zum Rhein runter. Diesmal verpasse ich den Satelliten fast, sehe ihn erst, als er schon aufblitzt; nicht so hell wie gestern, aber doch recht eindrucksvoll. Die Daten für die Iridiums lasse ich von Heaven's Above (http://www.heavens-above.com/) für den Standort im Messdorfer Feld berechnen, der etwa 2 km von meinem heutigen Beobachtungsort entfernt ist. Dadurch können die Helligkeiten der Flares marginal größer oder geringer sein als vorausberechnet, in diesem Fall eher größer, weil ich etwa näher am Zentrum des Flares bin (siehe Grafik oben).
Auch die Hobby-Feuerwerker sind heute wieder zu Gange, wenn auch mit deutlich verringerter Intensität und überwiegend mit Knallkörpern. Schräg gegenüber am anderen Rheinufer werden aber noch ein paar Fontänen abgebrannt. Ich schaue etwas zu, bis einsetzender Regen mich vertreibt.

Dienstag, 2. Januar 2007

Eintrag für den 01. Januar 2007




Nachdem es bis in den Nachmittag hinein geregnet hat, klart es gegen Abend plötzlich auf. Es ist kurz nach 17 Uhr, eigentlich müsste man die Venus jetzt sehen. Also nichts wie raus zum Messdorfer Feld. Hier angekommen entdecke ich dann, dass ganz tief am Südwest-Horizont doch eine Wolkenbank liegt, aber gleich darüber blinzelt mir die Venus zu. Ich schnappe mir das kleine Taschenfernglas, das immer griffbereit im Auto liegt und spaziere ins Messdorfer Feld hinaus. Mit viel Glück wird man in einer Woche 20 Grad rechts von der Venus Komet McNaught sehen können. Was man heute sieht, ist jede Menge Feuerwerk; es ist schon immer so gewesen, dass viele Leute einen Teil der Sachen zurückhalten und sie erst am Neujahrsabend oder irgendwann in einer lauen Sommernacht abbrennen - ich hatte früher eigentlich immer Feuerwerk im Haus, und zu besonderen Anlässen wurde es herausgeholt und abgebrannt.
Venus verschwindet bald hinter der Wolkenbank, die aber offenbar nicht - wie zunächst befürchtet - näher rückt. Ich plane einen Rundgang, doch dann ist da eine mehr als große Pfütze. Da ich nur Halbschuhe anhabe, ist ein Ausweichen durch die aufgeweichten Äcker nicht angesagt. Also spaziere ich auf dem gleichen Weg wieder zurück, den Blick jetzt nach Süden gerichtet, wo um 17.44 ein Iridiumflare (-0 mag) auftauchen soll. Ich frage mich schon, ob ich ihn verpasst habe, als der Satellit dann doch aufleuchtet. 0 mag haut hin, er ist etwa so hell wie Vega. Für 18.00 Uhr ist ein Überflug der ISS angekündigt (s. Grafik oben); die Wartezeit vertreibe ich mir mit weiterer Feuerwerkbeobachtung.
Ich entdecke die Raumstation bereits tief im Westen, sie hat einen leicht rötlichen Farbton, der besonders auffällt, als sie an Atair vorbeizieht. Kürzlich wurde in einem Forum gepostet, dass die Station nach den jüngsten Umbauarbeiten diesen Rotstich bekommen habe. Wenn da wirklich was dran ist, hängt es aber auch vom Blickwinkel ab; als die Station Richtung Südost abzieht, ist die Farbe wieder fast das gewohnte Weiß. Im Fernglas erkennt man deutlich, dass die ISS einen beachtlichen Winkeldurchmesser haben muss - sie erscheint eindeutig als Scheibchen, etwa so wie Jupiter.
Um 19.00 soll noch ein -7 mag Iridiumflare folgen; so lange möchte ich aber hier doch nicht warten. Ich fahre also erst einmal zum Büro, koche Tee und frage die Emails ab. Dann spaziere ich so gegen 18.50 gemütlich zum Rheinufer hinunter. Der Flare wird knapp über dem Kasten des Großen Wagens erscheinen. Ich halte also dieses Areal im Blick und bin gespannt. Ich habe zwar schon eine Reihe von Iridiums gesehen, gezielt oder zufällig, doch waren davon nur 2 heller als -3 mag, und die habe ich aus dem Auto bzw. hinter Hochnebel gesehen. Wieder entdecke ich den Satelliten, als er gerade sichtbar wird. Die Helligkeit nimmt kontinuierlich zu, nach ein paar Sekunden ist er schon so hell wie die benachbarte Kapella. Dann geht es geradezu exponentiell weiter; fast schlagartig blitzt er wie ein Scheinwerfer in rein weißer Farbe auf, und genauso schnell ist er dann auch wieder verschwunden. Schon eindrucksvoll. Wer so was zufällig und ohne Vorwissen sieht, mag durchaus an ein UFO oder eine Supernova glauben; tatsächlich postet fast jede Woche ein perplexer Zeitgenosse seine scheinbar unerklärliche Beobachtung in ein Astro-Forum. Wer weiß, so mancher entdeckt auf diese Art vielleicht sein Interesse an der Himmelskunde ...