Der erste Kandidat ist C/2012 T5 (Bressi). Er wird sein Perihel am 24.02.2013 durchlaufen. Nach den derzeitigen Ephemeriden könnte er dann mit einer Helligkeit von etwa 7mag ein Feldstecherobjekt werden. Allerdings handelt es sich bei Bressi um einen Schweifstern mit sehr geringer absoluter Helligkeit. Die Erfahrung lehrt, dass die Kerne solcher Objekte sich oft um die Zeit des Periheldurchgangs auflösen. So ist es im September 2011 Komet Elenin (C/2010 X1) ergangen, dessen Kern sang- und klanglos zu Staub zerfiel. Häufiger als der Totalzerfall kommt die Teilung des Kerns in 2 oder mehrere Bruchstücke vor. Beispiele dafür sind die Kometen C/2006 M4 (SWAN) und C/2001 A2 (LINEAR). Bei beiden zogen die Teilungsprozesse Helligkeitsausbrüche von mehreren Magnituden nach sich, wodurch sie überhaupt erst mit bloßem Auge sichtbar wurden. Da nun auch Komet Bressi ein ernsthafter Kernteilungskandidat ist, könnte aus dem Feldstecherobjekt plötzlich durchaus ein mit bloßem Auge sichtbarer Schweifstern werden.
Komet Bressi hat in der Tat das getan, was ich prognostiziert hatte - er hat sich aufgelöst, was mit einer vorübergehend deutlichen Helligkeitszunahme einherging. Doch für die Sichtbarkeit mit bloßem Auge reichte es nicht, weil der Zerfallsprozess bereits einen Monat vor der Perihelpassage einsetzte, als C/2012 T5 erst eine Helligkeit von etwa 11 mag besaß. Am 25.01.2013 gab es erstmals Hinweise auf einen Helligkeitsausbruch. In der Folge wurden ein kleiner Schweif und - wichtiger Hinweis auf einen Auflösungsprozess - eine elongierte Koma beobachtet. Die Helligkeit nahm bis Anfang Februar um etwa zwei Größenklasse zu. Danach ging sie rasch wieder zurück, zugleich nahm die Koma ein diffuses Aussehen an.
Nach dem 11. Februar gab es zunächst keine weiteren Beobachtungen, jedoch belegten Aufnahmen der Raumsonde STEREO A vom 28.02.13, dass der Komet zu dieser Zeit - 4 Tage nach seiner Perihelpassage - noch existierte. Am 08.03.13 wurde er in Japan mit einer Helligkeit von 13.5 mag beobachtet, am 12.03.13 gelang Damian Peach ein fotografischer Nachweis. Der gleiche Beobachter konnte den Kometen auf einer weiteren Aufnahme vom 16.03.2013 nicht mehr eindeutig identifizieren. Danach versuchten mehrere erfahrene Kometenbeobachter vergeblich, den Schweifstern noch einmal aufzuspüren. Dass er bis zu einer Grenzgröße von unter 19 mag nicht mehr nachweisbar war, spricht wie der Verlauf der gesamten Helligkeitskurve ziemlich eindeutig dafür, dass C/2012 T5 nicht mehr existiert.