Einen Monat ist es nunmehr her, seit Komet Holmes sozusagen
über Nacht auf der Bildfläche erschienen ist. Was damals wohl nur die
wenigsten dachten: er ist immer noch mit bloßem Auge sichtbar, wenn die
Wolken denn einmal Platz machen. Im Moment stört auch der helle
Vollmond, der nicht allzu weit von Holmes entfernt
durch das Sternbild Stier wandert. Deswegen erscheinen in den letzten
Tagen weniger Fotos und auch die Aktivität in den Mailinglisten hat
stark nachgelassen. Dass das Interesse an dem seltsamen Schweifstern
dennoch ungebrochen ist, beweisen die seit gestern wieder stark
anziehenden Besucherzahlen auf Kometen.info. Es kann natürlich auch
sein, dass unsere Seite irgendwo empfohlen wurde. Wie dem auch sei, nach
4 Wochen mit Holmes ist es Zeit für einen ersten Rückblick.
Öffentliche Beobachtungen
Wahrscheinlich
haben zahlreiche Sternwarten und astronomische Vereine im
deutschsprachigen Raum öffentliche Beobachtungen angeboten und genauso
wahrscheinlich sind viele an den zumeist ungünstigen
Witterungsverhältnissen gescheitert. Ich habe das ehrlich gesagt nicht
verfolgt. In Wien hat die WAA an einem Abend mitten in der Stadt ein
paar Teleskope aufgebaut, was natürlich eine gewisse Aufmerksamkeit
erregt hat (http://www.waa.at/bericht/2007/11/20071105api21.html).
Hier in Bonn bietet die Volkssternwarte bei klarem Wetter jeden Montag
im Anschluss an die Bibliotheksöffnung Sternbeobachtung für jedermann
an. Leider war es an den 4 Montagen, die seit dem Erscheinen von Holmes vergangen
sind, jedesmal bewölkt. Gleiches galt auch für die erste Veranstaltung
"Bonner Sternenhimmel" in dieser Wintersaison, die am 16.11.07
vorgesehen war. So bot der Tag der offenen Tür am 28.10.07 bislang
tatsächlich die einzige Möglichkeit, den Kometen dem Bonner Publikum
durchzuführen.
Mailinglisten
Die internationalen Mailinglisten zum Thema Kometen (Verzeichnis)
konnten sich in den letzten Wochen über mangelnde Aktivität wahrlich
nicht beklagen. Hier wurden auch die diversen Hypothesen über die
Ursachen des Helligkeitsausbruchs erörtert. Bizarr wurde es auf der
Comets ml, als alles auf die Bilder des Hubble Space Telescope wartete.
Einige äußerten den Verdacht, dass das HST nicht auf den Kometen
gerichtet würde, weil Fotos für Examensarbeiten Vorrang hätten, und die
seien doch nicht so wichtig. Letzteres kann man natürlich auch anders
sehen. Irgendwie war plötzlich ein Misston drin, der in offenen
Anfeindungen einiger Teilnehmer gipfelte, die sich wechselseitig
vorwarfen, vom Wissenschaftsbetrieb mehr oder weniger keine Ahnung zu
haben. Es dauerte etwas, bis sich die Wogen geglättet hatten. Natürlich
war das HST auf den Kometen ausgerichtet worden, doch wer sich von den
Bildern die Lösung des Rätsels um 17p versprochen hatte, wurde
enttäuscht. Mal abgesehen von all dem Staub in der Koma ist das HST
schon vom Auflösungsvermögen überhaupt nicht in der Lage, den Kern des
Kometen zu beobachten. Der misst etwa 3 - 4 Kilometer und befindet sich
in einer Entfernung von der Erde, in der das Teleskop Einzelheiten mit
einem Durchmesser unter 56 Kilometern überhaupt nicht auflösen kann.
Holmes im Web
Auf den astronomischen Webseiten hat Holmes eine
Durchdringung von nahezu 100% erreicht. Alle Info-Portale haben einen
oder mehrere Beiträge gebracht und die Fotogallerie auf Spaceweather ist
inzwischen bei 21 Seiten angelangt. In 4 Wochen hatte natürlich jeder
irgendwann mal klaren Himmel und die Gelegenheit, das Teleskop oder
einfach nur die Digitalkamera auf Holmes zu richten. So ist 17p logischerweise inzwischen auf unzähligen privaten Webpages präsent. Auch Kometen.info
hat eine Reihe von Foto-Zusendungen erhalten. Wir mussten die Seite
mehrmals umstrukturieren, um einerseits die Fotos präsentieren zu können
und andererseits die Seitengröße in einem zumutbaren Rahmen zu halten.
Wie üblich verfolgen wir auf Kometen.info die aktuellen Entwicklungen
und aktualisieren die Seite zu 17p mindestens einmal täglich. Wer
wirklich detaillierte Updates auch zur aktuellen Diskussion und Hinweise
auf besonders interessante Fotos haben wollte, war beim Cosmic Mirror wie üblich bestens aufgehoben.
Noch ein Blick auf das Web 2.0:
Flickr liefert zu "Comet Holmes" aktuell 1211 Ergebnisse (http://www.flickr.com/search/?q=comet+holmes), alleine in unserer Flickr-Gruppe sind inzwischen 120 Fotos eingestellt worden, die Mitgliederzahl liegt bei 52. Die Videosuche bei Youtube erbringt zu "Comet Holmes" immerhin 93 Treffer.
Komet Holmes in den Medien
Diesmal
waren die Medien richtig schnell; noch am 24.10. hatte es eine
Presseinformation aus dem Vorstand der VdS gegeben, und die war auf
fruchtbaren Boden gefallen. Am 25.10. war Holmes in Zeitung und Fernsehen voll präsent. Ob nun Absicht oder nur Missverständnis - die Schlagzeile "Komet Holmes ist so hell wie der Mond" war zwar sachlich unzutreffend, aber immerhin ein Blickfänger; hervorragend hingegen der erste Beitrag von Spiegel Online, der Titel Unheimlicher Komet schon doppelt so groß wie die Sonne
eines späteren Artikels war weniger gelungen; immerhin wurde dann im
Text erläutert, dass der unheimliche Komet uns nicht auf den Kopf
fallen wird. Martin Wagner hat es am 28.10.07 wieder geschafft, eines seiner Fotos in den Tagesthemen zu platzieren (Screenshot).
Komet Holmes am Himmel
Einen Helligkeitsausbruch in der Größenordnung wie bei Holmes hat
es in der Geschichte der Astronomie wohl noch nie gegeben. Dass das
Interesse der Fachwelt und der Amateurastronomen in höchstem Maße
geweckt ist, ist daher verständlich. Aber auch für die Öffentlichkeit
bot Holmes etwas. In den ersten 2 Wochen war er selbst aus dem
Lichtermeer der Städte heraus mit bloßem Auge sichtbar, das Wort vom
"Urban Comet" machte die Runde. Aber natürlich war sein Erscheinungsbild
- zumal es ihm am Schweif mangelt - bei weitem nicht so spektakulär wie
das von Hyakutake oder Hale-Bopp. Und auch McMaught
machte nach dem 10. Januar - wenn man ihn denn zwischen den Wolken
einmal sehen konnte - mehr her. Das Problem ist zudem, dass man sich
etwas am Himmel orientieren können muss, um ein eher mittelprächtiges
Objekt wie Holmes aufzufinden. Man kann sagen, dass das Interesse an Holmes in nichtastronomischen Kreisen durchaus mit seiner Helligkeit korrelliert - eben mittelmäßig.
Unser Holmes
Kometen.info hat wie bei McNaught wieder
positive Resonanz gefunden, zwischenzeitlich wurde allerdings die lang
gewordenen Ladezeit kritisiert. Wir haben mit eine Reduktion der
Bildgrößen und dem Verzicht auf die Werbebanner reagiert. Letztere
wurden durch Textlinks ersetzt. Bemerkenswert war allerdings, dass die
Kritik aus einem Astronomieforum kam, dessen Threads mit unkomprimierten
Bildern überfrachtet sind - Einzelseiten mit 10 Postings haben da oft
eine Dateigröße von 1 mb und niemanden scheint es zu stören. Irgendwann
haben wir auch einen Telefonanruf zu Holmes erhalten. Die Dame
war etwas merkwürdig und nach einigen Minuten stellte sich dann heraus,
dass es sich um eine recht abgedrehte Esoterikerin handelte, die in 17p
wohl mehr sieht als einen Staubklumpen. Ob sie da oben nun eine Basis
der Exoterresten vermutet, habe ich nicht mehr in Erfahrung bringen können, weil ich vorher aufgelegt habe.