Dienstag, 2. Januar 2007

Eintrag für den 01. Januar 2007




Nachdem es bis in den Nachmittag hinein geregnet hat, klart es gegen Abend plötzlich auf. Es ist kurz nach 17 Uhr, eigentlich müsste man die Venus jetzt sehen. Also nichts wie raus zum Messdorfer Feld. Hier angekommen entdecke ich dann, dass ganz tief am Südwest-Horizont doch eine Wolkenbank liegt, aber gleich darüber blinzelt mir die Venus zu. Ich schnappe mir das kleine Taschenfernglas, das immer griffbereit im Auto liegt und spaziere ins Messdorfer Feld hinaus. Mit viel Glück wird man in einer Woche 20 Grad rechts von der Venus Komet McNaught sehen können. Was man heute sieht, ist jede Menge Feuerwerk; es ist schon immer so gewesen, dass viele Leute einen Teil der Sachen zurückhalten und sie erst am Neujahrsabend oder irgendwann in einer lauen Sommernacht abbrennen - ich hatte früher eigentlich immer Feuerwerk im Haus, und zu besonderen Anlässen wurde es herausgeholt und abgebrannt.
Venus verschwindet bald hinter der Wolkenbank, die aber offenbar nicht - wie zunächst befürchtet - näher rückt. Ich plane einen Rundgang, doch dann ist da eine mehr als große Pfütze. Da ich nur Halbschuhe anhabe, ist ein Ausweichen durch die aufgeweichten Äcker nicht angesagt. Also spaziere ich auf dem gleichen Weg wieder zurück, den Blick jetzt nach Süden gerichtet, wo um 17.44 ein Iridiumflare (-0 mag) auftauchen soll. Ich frage mich schon, ob ich ihn verpasst habe, als der Satellit dann doch aufleuchtet. 0 mag haut hin, er ist etwa so hell wie Vega. Für 18.00 Uhr ist ein Überflug der ISS angekündigt (s. Grafik oben); die Wartezeit vertreibe ich mir mit weiterer Feuerwerkbeobachtung.
Ich entdecke die Raumstation bereits tief im Westen, sie hat einen leicht rötlichen Farbton, der besonders auffällt, als sie an Atair vorbeizieht. Kürzlich wurde in einem Forum gepostet, dass die Station nach den jüngsten Umbauarbeiten diesen Rotstich bekommen habe. Wenn da wirklich was dran ist, hängt es aber auch vom Blickwinkel ab; als die Station Richtung Südost abzieht, ist die Farbe wieder fast das gewohnte Weiß. Im Fernglas erkennt man deutlich, dass die ISS einen beachtlichen Winkeldurchmesser haben muss - sie erscheint eindeutig als Scheibchen, etwa so wie Jupiter.
Um 19.00 soll noch ein -7 mag Iridiumflare folgen; so lange möchte ich aber hier doch nicht warten. Ich fahre also erst einmal zum Büro, koche Tee und frage die Emails ab. Dann spaziere ich so gegen 18.50 gemütlich zum Rheinufer hinunter. Der Flare wird knapp über dem Kasten des Großen Wagens erscheinen. Ich halte also dieses Areal im Blick und bin gespannt. Ich habe zwar schon eine Reihe von Iridiums gesehen, gezielt oder zufällig, doch waren davon nur 2 heller als -3 mag, und die habe ich aus dem Auto bzw. hinter Hochnebel gesehen. Wieder entdecke ich den Satelliten, als er gerade sichtbar wird. Die Helligkeit nimmt kontinuierlich zu, nach ein paar Sekunden ist er schon so hell wie die benachbarte Kapella. Dann geht es geradezu exponentiell weiter; fast schlagartig blitzt er wie ein Scheinwerfer in rein weißer Farbe auf, und genauso schnell ist er dann auch wieder verschwunden. Schon eindrucksvoll. Wer so was zufällig und ohne Vorwissen sieht, mag durchaus an ein UFO oder eine Supernova glauben; tatsächlich postet fast jede Woche ein perplexer Zeitgenosse seine scheinbar unerklärliche Beobachtung in ein Astro-Forum. Wer weiß, so mancher entdeckt auf diese Art vielleicht sein Interesse an der Himmelskunde ...