Sonntag, 28. Juli 2013

Was ist ein Großer Komet?

Helle, auffällige Schweifsterne werden oft als Große Kometen bezeichnet, ohne dass näher erläutert wird, was darunter genau zu verstehen ist. In der Literatur scheint dieser Begriff erstmals im Zusammenhang mit dem hellen Sungrazer C/1843 D1 in größerem Umfang verwendet worden zu sein. Dies geschah wohl aus der Verlegenheit heraus, dass es keinen benennbaren Entdecker gab - der Komet wurde Anfang Februar 1843 von zahlreichen Laien erstmals gesichtet. Die überaus imposante Erscheinung führte dann zu der Hilfsbezeichnung Großer Komet. Daneben wurden auch Großer Märzkomet oder Tageslichtkomet verwendet. Im weiteren Verlauf des 19. Jh. und auch im 20. Jh. wurden weitere helle Schweifsterne von vielen Personen gleichzeitig entdeckt und gingen mit Namen wie Großer Südkomet oder Großer Januarkomet in die Annalen ein. Später erlangten dann auch rückwirkend bedeutende historische Schweifsterne die Bezeichnung Großer Komet. Selbst Objekte, welche offiziell einen Entdeckernamen tragen wie C/1858 L1 (Donati), C/1861 J1 (Tebbutt), C/1975 V1 (West) oder C/1995 O1 (Hale-Bopp), erhielten inoffiziell diesen Beinamen. 

C/1843 D1 war vielleicht der erste Schweifstern, welcher explizit und weit verbreitet als Großer Komet bezeichnet wurde. Er war der bislang impo­santeste Vertreter der Kreutz-Gruppe und gehört zu den eindrucksvollsten Kometenerscheinungen der Geschichte. Sein Schweif maß etwa 300 Millionen Kilo­meter; am irdischen Himmel erreichte er eine Länge von 70 Grad. Bildnachweis: Chambers (1909, Plate XIV).

Eine "offizielle" Definition was ein Großer Komet ist, existiert jedoch nicht. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um eine Erscheinung, die auch einem zufälligen Betrachter des Nachthimmels auffällt. Kelly Beattie schlug kürzlich (s. http://tech.groups.yahoo.com/group/comets-ml/message/21184) eine ähnliche Definition vor:  "A 'great' comet is one bright and obvious enough to catch the naked-eye attention of a casual skywatcher who didn't know about it beforehand." Diese simple Definition trifft es eigentlich ganz gut, auch wenn zum Beispiel der Bewohner eines engen Tales u.U. gar nicht die Möglichkeit hat, solch eine Zufallsbeobachtung zu machen - viele helle Kometen sind im Optimum ihrer Entwicklung nur horizontnah in der Dämmerung zu sehen. Auch die Lichtverschmutzung in Großstädten ist ein Faktor. Komet Hyakutake (C/1996 B2) konnte unter der Lichtglocke eines Ballungsraums anders als Hale-Bopp (C/1995 O1)  durchaus einem zufälligen Beobachter entgehen. Wer jedoch beide Schweifsterne unter einem einigermaßen dunklen Himmel sah, wird bestätigen, dass Hyakutake wesentlich eindrucksvoller erschien als Hale-Bopp. Noch im 19. Jh. war es freilich so, dass mangels störendem Kunstlichts Stadtbewohner Kometen genauso gut beobachten konnten wie Landbewohner. Wir sollten o.g. Definition also  den Zusatz "unter einem einigermaßen streulichtfreien Himmel" hinzufügen. Nun gab es in der Geschichte auch beachtliche Kometen, die nur am Taghimmel oder in der hellen Dämmerung sichtbar waren. Als extremes Beispiel sei C/1927 X1 (Skjellerup-Maristany) genannt, einer der hellsten jemals beobachteten Schweifsterne, der sich aber auf Grund seiner Bahngeometrie nicht aus der Dämmerung lösen konnte. In seinem Fall musste ein Beobachter schon genau  in die passende Himmelsrichtung (und dies in einem engen täglichen Zeitfenster) schauen, um den Kometen ohne Vorwissen von seiner Existenz aufzufinden. Wenn wir solche Fälle auch berücksichtigen, kommen wir zu einer vielleicht ganz brauchbaren Definition:

Ein Großer Komet ist ein Schweifstern, der selbst einem völlig ahnungslosen Laien mit bloßem Auge  unter einem einigermaßen streulichtfreien Himmel beim Blick in die richtige Himmelsregion sofort auffällt.

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