Dienstag, 26. November 2013

Auf dem Weg zur Sonne - Komet Ison im November

Entwicklung des Kometen
Der November begann mit einigen qualitativ hochwertigen Fotos von Komet Ison, so z.B. am 02.11.13, am 06.11.13 und am 08.11.13. Die jetzt wieder zahlreichen und nicht mehr allzu sehr streuenden Helligkeitsschätzungen belegten in ihrer Summe, dass Komet Ison nunmehr etwa 8 mag hell war. Die Aktivität des Kerns hatte ganz offensichtlich zugenommen, was sich am auffälligsten an dem jetzt deutlich strukturierten Schweif zeigte, aber auch durch Beobachtungsreihen belegt werden konnte. Insgesamt blieb C/2012 S1 aber deutlich hinter den Erwartungen zurück, bis am Mittag des 13.11.2013 überraschend ein Helligkeitsausbruch gemeldet wurde. Dieser wurde in den folgenden 24 Stunden mehrfach bestätigt, sowohl durch Fotos als auch durch Helligkeitsschätzungen. Demnach hatte C/2012 S1 seine Helligkeit seit dem 12.11.13 von etwa 7.8 mag über 6.1 mag auf mindestens 5.3 mag, vielleicht sogar heller als 5 mag am 15.11.13 gesteigert. Am 16.11.13 stabilisierten sich die Werte bei etwa 5 mag. Fotos wie z.B. von Damian Peach zeigten einen reich strukturierten, mehrere Grad langen Gasschweif. An dunklen, streulichtfreien Orten war Ison jetzt mit bloßem Auge sichtbar. Jedoch störte ab dem 16.11.2013 während der verbleibenden Beobachtungsperiode vor dem Perihel durchgehend der Mond mit seinem Licht. Hinzu kam die immer horizontnähere Position des Kometen; nach dem 20.11.2013 war er nur noch in der Morgendämmerung sichtbar. Gleichwohl erschienen bis zum 23.11.13 fortlaufend neue, zum Teil hervorragende Fotos. Am 24.11.13 erfolgten nur noch wenige Beobachtungen. Bruce Gary, der den Schweifstern im August als erster nach der Sonnenkonjunktion wiedergefunden hatte, gelang am 25.11.2013 das wahrscheinlich letzte erdgebundene Foto vor dem Perihel. Die letzten zuverlässigen Helligkeitsschätzungen vom 21.11.2013 sahen Komet Ison bei etwa 3.8 mag. Seit einem zweiten Aktivitätsausbruch vom 19.11.2013 hatte seine Helligkeit demnach noch einmal um eine gute Größenklasse zugenommen. Er war damit etwa 100mal heller als C/2011 W3 (Lovejoy) bei gleichem Sonnenabstand.

Komet Ison am 16.11.2013, aufgenommen in Tirol von Michael Kühnle.



Wissenschaft
Die fruchtlosen und von Ignacio Ferrin immer wieder neu angefachten Diskussionen über die - nun schon seit Wochen - angeblich bevorstehenden Auflösung von C/2012 S1 setzten sich in den November hinein fort. Auch Modelle der möglichen Schweifentwicklung und die wiederholte Präsentation denkbarer Szenarien führten einzig zu der simplen Schlussfolgerung, dass letztlich niemand eine Ahnung hatte, was mit Ison in den kommenden Wochen geschehen würde.
"Harte" Wissenschaft kam im November zunächst lediglich in Form von Bildern im mittleren Infrarot, welche mit dem Subaru-Teleskoo auf Hawaii am 22.10.2013 aufgenommen worden waren. Der Satellit Chandra lieferte das erste Foto von Komet Ison im Röntgenlicht. Daneben erschienen Bilder des Hubble Space Telescope, des Subaru Telescope und eines Teleskops in Arizona. Am 21.11.2013 hatte Komet Ison das Sichtfeld der Sonde STEREO A erreicht. Von der Erde aus nahm ihn um diese Zeit das neue Radioteleskop-System ALMA in Chile aufs Korn.
Am 17.11.13 wurde ein plausibler und durch fotografische Daten untermauerter Erklärungsansatz für den Helligkeitsausbruch vom 13./14.11.2013 geliefert. Demnach waren Teile des Kerns abgesplittert. Allerdings wiesen andere darauf hin, dass die sprunghafte Aktivitätszunahme des Kometen auch durch Interaktion mit dem Sonnenwind oder einfach durch die ständig zunehmende Sonnenstrahlung verursacht sein worden könnte. Währenddessen veröffentlichte die ESO das bislang vielleicht detailreichste Foto von C/2012 S1, aufgenommen mit dem TRAPPIST-Telescope in La Silla am 15.11.2013. Das TRAPPIST-Team meldete am Nachmittag des 19.11.2013 nach einigen Tagen der Stagnation einen erneuten raschen Anstieg der Gas- und Staubproduktion des Kometen.
In einem Aufsatz verglich Jakub Cerny die Helligkeitsentwicklung von C/2012 S1 mit derjenigen einer Reihe anderer Kometen, von denen sich einige bei der Annäherung an die Sonne aufgelöst hatten und einige nicht. Die Lichtkurve von Ison fiel aber völlig aus dem Rahmen und ließ daher keine Rückschlüsse zu, was in den nächsten Tagen und Wochen geschehen würde. Am ehesten war er mit C/2000 WM1 (Linear) vergleichbar.


Komet Ison, aufgenommen am 15.11.2013 mit dem TRAPPIST National Telescope am La Silla Observatory der ESO. Das Bild ist ein Komposit aus vier jeweils 30 Sekunden belichteten Bildern, welche durch Filter im blauen, grünen, roten und nahen infraroten Spektralbereich aufgenommen wurden. Aufgrund der Eigenbewegung des Kometen erscheinen die Hintergrundsterne als Folge farbiger Punkte. Credit: TRAPPIST/E. Jehin/ESO . Publiziert unter der Creative Commons Attribution 3.0 Unported license




Öffentlichkeit
Am 03.11.13 begann die lange angekündigte Veranstaltungsreihe Kometenzeit in Bonn mit einer Eröffnungsveranstaltung, welche hervorragenden Zuspruch fand. Im Laufe der nächsten Wochen folgten u.a. ein vierteiliges Kometenseminar sowie mehrere Vorträge.
Eine ganz andere Form der Öffentlichkeitsarbeit stellte das jetzt für alle Browser verfügbare interaktive Ison-Modell dar, welches von INOVE virtual environments entwickelt worden war.
Jan Hattenbach begleitete Komet Ison im November mit immer zahlreicher werdenden Blogpostings, die sich vor allem mit der Entwicklung desSchweifsterns, aber auch mit der Bearbeitung von Kometenfotos oder mit Lesestoff und Informationsquellen beschäftigten.

Peter Oden (Volkssternwarte Bonn) begrüßt Maik Meyer (Fachgruppe Kometen der VdS) zu seinem Vortrag "Kometenjagd - gestern, heute und morgen", der am 21.11.2013 im Rahmen der "Kometenzeit in Bonn" im Argelander Institut für Astronomie der Uni Bonn stattfand.


Komet Ison Beobachtungshilfe 27. - 30.11.2013

Der Zeitraum von Anfang Oktober 2013 bis Anfang Februar 2013, in dem Komet Ison für Amateurastronomen und zeitweise auch für Laien gut zugänglich ist, lässt sich in 8 Beobachtungsphasen unterteilen.
 4. BEOBACHTUNGSPHASE: 27.11.2013 - 30.11.2013
Zwischen dem 27. und 30.11.2013 wird C/2012 S1 – wenn überhaupt – ausschließlich am Taghimmel unmittelbar neben der Sonne sichtbar sein. Aus Sicherheitsgründen sollten sich nur sehr erfahrene Amateurastrono­men an solche Beobachtungen wagen. Zudem besteht die Mög­lichkeit, das Geschehen im Internet nahezu in Echtzeit an Hand der Bilder der Raumsonde SOHO zu verfolgen. Die nächste Annäherung an unser Tagesgestirn, bei welcher der Komet eine Helligkeit von etwa -5 mag oder -6 mag (etwa heller als die Venus) erreichen könnte, findet am 28.11.13 gegen 21:00 MEZ statt, wenn die Sonne bei uns bereits untergegangen ist. In den folgenden Tagen wird Isons Helligkeit u.U. langsamer abnehmen als sie vor dem Perihel zugenommen hat, weil nun eine merkliche Vorwärtsstreu­ung des Sonnenlichts am Kometenstaub erfolgt. Trotzdem sind die Chancen, zumindest seinen Schweif in der Morgendämmerung zu sichten, sehr gering. Für den Fall einer überraschend starken Helligkeitsentwicklung haben wir unten Aufsuchkarten für den 29. und 30.11.13 verlinkt.
Aufsuchkarten
Eingezeichnet ist jeweils die Position des Kometen 1 Stunde vor Sonnenaufgang. Auf- und Untergangszeiten von Sonne und Mond für den eigenen Wohnort findet man z.B. in den lokalen Tageszeitungen. Da der 51. Breitengrad Mitteleuropa (47 bis 55 Grad nördlicher Breite) in etwa teilt, können die Karten auch für andere Orte im deutschsprachigen Raum verwendet werden.

29.11.2013 30.11.2013


Stündliche Positionen von Komet Ison in den Sichtfeldern LASCO C3 (blau) und LASCO C2 (rot) der Raumsonde SOHO vom 27. - 30.11.2013.
Bildnachweis: NASA/STEREO

Freitag, 15. November 2013

Komet Ison Beobachtungshilfe 16. - 26.11.2013

Der Zeitraum von Anfang Oktober 2013 bis Anfang Februar 2013, in dem Komet Ison für Amateurastronomen und zeitweise auch für Laien gut zugänglich ist, lässt sich in 8 Beobachtungsphasen unterteilen.
3. BEOBACHTUNGSPHASE: 16.11.2013 - 26.11.2013
Am 18.11.2013 zieht Komet Ison am hellen Stern Spica vorbei. Danach bewegt er sich mit zunehmender Geschwindigkeit auf die Sonne zu. Obwohl der Komet täglich heller wird und sein Schweif an Länge zunimmt, wird die Beobachtung schwieriger. Einerseits stört immer noch der Mond, andererseits geht Ison jetzt erst in der Morgendämmerung auf. Um den 20.11.2013 wird man ihn letztmals mit bloßem Auge ausmachen können, mit dem Fernglas kann man ihn vielleicht noch ein paar Tage länger verfolgen. Die Länge insbesondere des Gasschweifs könnte jetzt etwa 10 Grad erreicht haben. 

Aufsuchkarten
Eingezeichnet ist jeweils die Position des Kometen auf 51° nördlicher Breite bei Beginn der astronomischen Morgendämmerung (ca. 110 Minuten vor Sonnenaufgang) bzw. (ab 20.11.2013) 1 Stunde vor Sonnenaufgang. Auf- und Untergangszeiten von Sonne und Mond für den eigenen Wohnort findet man z.B. in den lokalen Tageszeitungen. Da der 51. Breitengrad Mitteleuropa (47 bis 55 Grad nördlicher Breite) in etwa teilt, können die Karten auch für andere Orte im deutschsprachigen Raum verwendet werden.

Begegnung zwischen Komet Ison und Spica am Morgen des 18.11.2013.Der Kreis entspricht etwa dem Blickfeld eines Fernglases.

Positionen des Kometen Ison (C/2012 S1) auf 51° nördlicher Breite jeweils eine Stunde vor Sonnenaufgang vom 15.11. - 14.12.2013 in Tagesschritten.

Sonntag, 10. November 2013

Komet Ison im Oktober 2013 - ein Rückblick

Entwicklung des Kometen
In der ersten beiden Oktoberwochen erschienen zahlreiche Fotos des Kometen Ison. C/2012 S1 präsentierte sich mit einer grünlichen Koma und einem ebenso gefärbten Gasschweif. Die Farbe entstand durch die Anregung von Dicarbon (C2) und/oder Cyan (CN). Da Ison am Morgenhimmel allmählich höher stieg und seine Helligkeit bereits um die 11 mag betrug, war er nun für zahlreiche Amateurastronomen zu einem Beobachtungsobjekt geworden. Daneben wurden aber auch professionelle Bilder veröffentlicht, die u.a. an einem 2m-Teleskop gewonnen wurden. Hervorzuheben waren auch eine Aufnahme mit dem 80cm-Teleskop auf dem Mt. Lemmon, ein Weitwinkelfoto, welches den Schweifstern mit Mars und Regulus abbildete, ein Spektrum, in dem die grüne Linie des Dicarbons hervortrat, sowie eine Fotoserie, welche die Entwicklung von C/2012 S1 seit Januar 2013 dokumentierte. Mit 2P/Encke und dem erst am 07.09.2013 entdeckten C/2013 R1 (Lovejoy) tummelten sich zwei weitere, zu diesem Zeitpukt ebenfalls um 11 mag helle Schweifsterne am Morgenhimmel.
Mitte Oktober stand die Begegnung von Komet Ison mit Mars und Regulus im Fokus der Astro-Fotografen. Dass ab dem 18.10.13 helles Mondlicht die Beobachtung des Kometen empfindlich störte, hielt erfahrene Fotografen nicht davon ab, Isons Entwicklung weiter zu dokumentieren. Die Helligkeitsschätzungen klafften in diesen Tagen weit auseinander, zwischen 8.8 mag (visuell) und 11.8 mag (CCD). Aktuelle Helligkeitskurven belegten aber, dass Ison um den 20.10.13 ziemlich genau bei 10 mag lag.
In der Amateurszene stand Ende Oktober vor allem das Thema 4 Kometen am Morgenhimmel (2P/Encke, C/2012 S1, C/2012 X1 und C/2013 R1) im Blickpunkt. Die Helligkeit dieser Schweifsterne lag zwischen 8 und 10 mag, sodass sie auch kleineren Teleskopen durchaus zugänglich waren.

Komet Ison, aufgenommen am Mount Lemmon SkyCenter mit dem O.8m Schulman Telescope. Credit: Adam Block/Mount Lemmon SkyCenter/University of Arizona. Lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported.

 
Wissenschaft
Anfang Oktober die ersten Ison-Fotos des Mars Reconnaissance Orbiters (MRO) publiziert. Diese erschienen im Vergleich zu erdgebundenen Bildern sehr bescheiden, denn die Kamera der Sonde war eigentlich für Aufnahmen der hell erleuchteten Marsoberfläche ausgelegt. Computergestütze Auswertungen könnten  den Fotos aber vielleicht noch mehr Details entlocken. Immerhin wurde C/2012 S1 durch die MRO-Aufnahmen wieder zu einem Thema für Presse und Blogs. Ferner erschienen bescheidenen Fotos der Raumsonden SOHO und STEREO A, während es offenbar nicht gelungen war, den Kometen mit der Kamera der Sonde Mars Express zu erfassen.
Obwohl kein Zweifel bestand, dass Isons Helligkeit stetig zunahm, erregte ein Aufsatz des in der Fachszene für seine Außenseitermeinungen bekannten Ignacio Ferrín Aufsehen, in dem die unmittelbar bevorstehenden Auflösung des Kometenkerns postuliert wurde. In der Fachszene setzten sich die Diskussionen über die fragwürdigen Hypothesen des kolumbianischen Wissenschaftlers durch den ganzen Oktober fort. Aktuelle Fotos des Hubble Space Telescope lieferten allerdings nicht den geringsten Hinweis auf Zerfallsprozesse. Wurden die Arbeiten von Ignacio Ferrín in Fachkreisen sehr kritisch betrachtet, so waren die Daten und Schlussfolgerungen von Nicolas Biver zum weiteren Schicksal Isons ernster zu nehmen. Und demnach war die Möglichkeit, dass C/2012 S1 sich im Laufe des Novembers durch Totalauflösung sang- und klanglos verabschieden würde, durchaus gegeben.
Nachdem die Lage der Rotationsachse des Kometenkerns mit einiger Sicherheit bestimmt worden war, stieg zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass C/2012 S1 die Perihelpassage einigermaßen intakt überstehen könnte, sofern er sicht bereits vorher auflösen würde. In einer neuen Arbeit verglich Zdenek Sekanina Ison mit den Kometen C/2002 O4 (Hönig), der sich relativ weit entfernt von der Sonne aufgelöst hatte, und C/1962 C1 (Seki-Lines), welcher eine enge Sonnenbegegnung unversehrt überstanden hatte. Der Autor kam zu dem Schluss, das Ison eher Seki-Lines ähneln würde. Eine andere  Publikation räumte derweil endgültig mit der Mär vom Meteorschauer durch Komet Ison auf. 

Komet Ison, aufgenommen mit dem Hubble Space Telescope am 09.10.2013. Credit: NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA)


 
Öffentlichkeit
Auch in der astronomischen Öffentlichkeitsarbeit rückte Ison jetzt allmählich in den Blickpunkt, so bei einer Kinderaktion, welche am 03.10.2013 in Bonn stattfand. Die Universität Bonn veröffentlichte eine Pressemitteilung zum Projekt Kometenzeit in Bonn. Im November-Heft von "Sterne und Weltraum" erschien ein längerer Beitrag zu C/2012 S1, welcher kostenlos als pdf (326 kb) zum Download angeboten wurde. Ebenfalls frei verfügbar war eine Infobroschüre der indischen "Eyes on Ison"-Campagne (pdf, 2 mb).
Eine Meldung der Nachrichtenagentur afp zu Komet Ison machte am 25.10.2013 die Runde durch die Online-Ausgaben zahlreicher deutscher Zeitungen und Magazine (Beispiel).

Werbeplakat für die "kometenzeit in Bonn"


Samstag, 9. November 2013

Lovejoy und Lemmon - die grünen Kometen

Im Januar hatte ich hier im Blog "2013 - das Jahr der Kometen" getitelt. Damals bestand die berechtigte Aussicht, dass 2013 drei mit bloßem Auge sichtbare Schweifsterne bringen würde. Wenn auch Panstarrs (C/2011 L4) nicht der erhoffte Große Komet wurde, so entwickelte er sich dennoch zu einem hoch interessanten Objekt. Fotos seines reich strukturierten Staubschweifs werden ihren Weg in zahlreiche Lehrbücher finden. Das gilt vielleicht auch für Lemmon (C/2012 F6), welcher das Musterbeispiel eines Gaskometen darstellte. Zunächst auf der Südhalbkugel, zum Sommer hin dann in nördlichen Breiten entwickelte der Grünling sich zum absoluten Liebling der Fotografen. Ob Ison (C/2012 S1) überhaupt mit bloßem Auge zu sehen sein wird ist selbst jetzt, knapp 3 Wochen vor seinen Periheldurchgang, noch völlig unklar. Während sich die Aufmerksamkeit nicht nur der astronomischen Welt völlig auf den vorgeblichen "Jahrhundert-Kometen" konzentrierte, fand der Australier Terry Lovejoy, Entdecker des berühmten Sungrazers C/2011 W3 (Lovejoy), am 07.09.2013 seinen vierten Kometen, der sich bald auch als vierter bedeutender Komet des Jahres 2013 erweisen sollte. Für C/2013 R1 (Lovejoy) wurde umgehend eine Ephemeride publiziert, welche ihn im Optimum seiner Entwicklung Ende November 2013 als Objekt 8. Größe sah. Doch der neue Schweifstern entpuppte sich rasch als ein Wiedergänger des Frühjahrskometen Lemmon. Wie bei jenem liegt auch bei C/2013 R1 die Helligkeit kontinuierlich etwa 3 Größenklasse über der Prognose. Wie Lemmon ist Lovejoy ein ausgesprochener Gaskomet von auffällig grüner Farbe, welcher seinen erdnächsten Bahnpunkt vor dem Perihel erreicht. Dieses liegt bei beiden Kometen in respektvoller Entfernung (0.73 bzw. 0.81 AE) von der Sonne. War Lemmon sozusagen der (zeitliche) Begleiter für den helleren und staubreicheren Panstarrs, so nimmt Lovejoy diese Rolle in Bezug auf Ison ein. Und wie C/2012 F6 Panstarrs zeitweise die Show stahl, so macht C/2013 R1 dies zur Zeit mit dem vor sich hin dümpelnden Ison. Für Lovejoy wird derzeit fast die gleiche Maximalhelligkeit (etwas heller als 5 mag) erwartet wie sie Lemmon erreichte. Einen wesentlichen und für uns sehr erfreulichen Unterschied gibt es allerdings zwischen den beiden Grünlingen: Lemmon war im Optimum seiner Entwicklung ausschließlich auf der Südhalbkugel sichtbar, während Lovejoy für Mitteleuropäer hervorragend am Morgenhimmel platziert ist. Und dank der jetzt immer später einsetzenden Dämmerung muss man nicht einmal zu extrem unchristlichen Zeiten aufstehen, um in den Genuss dieses ausgesprochen attraktiven Objekts zu kommen.

Ein Segen ist Komet Lovejoy für all die astronomischen Vereinigungen, welche bereits seit Monaten öffentliche Beobachtungen des Kometen Ison geplant haben. Sollte Ison sich in Wohlgefallen auflösen, so zeigt man zu den vorgesehenen Terminen eben Lovejoy.

Über die weitere Entwicklung von C/2013 R1 (Lovejoy) auf dem Laufenden halten kann man sich auf Facebook und auf Kometen.info. Dort gibt es zudem Aufsuchkarten und Links zu den jeweils neuesten Fotos.