Entwicklung des Kometen
Der November begann mit einigen qualitativ hochwertigen Fotos von Komet Ison, so z.B. am 02.11.13, am 06.11.13 und am 08.11.13. Die jetzt wieder zahlreichen und nicht mehr allzu sehr streuenden Helligkeitsschätzungen belegten in ihrer Summe, dass Komet Ison nunmehr etwa 8 mag hell war. Die Aktivität des Kerns hatte ganz offensichtlich zugenommen, was sich am auffälligsten an dem jetzt deutlich strukturierten Schweif zeigte, aber auch durch Beobachtungsreihen belegt werden konnte. Insgesamt blieb C/2012 S1 aber deutlich hinter den Erwartungen zurück, bis am Mittag des 13.11.2013 überraschend ein Helligkeitsausbruch gemeldet wurde. Dieser wurde in den folgenden 24 Stunden mehrfach bestätigt, sowohl durch Fotos als auch durch Helligkeitsschätzungen. Demnach hatte C/2012 S1 seine Helligkeit seit dem 12.11.13 von etwa 7.8 mag über 6.1 mag auf mindestens 5.3 mag, vielleicht sogar heller als 5 mag am 15.11.13 gesteigert. Am 16.11.13 stabilisierten sich die Werte bei etwa 5 mag. Fotos wie z.B. von Damian Peach zeigten einen reich strukturierten, mehrere Grad langen Gasschweif. An dunklen, streulichtfreien Orten war Ison jetzt mit bloßem Auge sichtbar. Jedoch störte ab dem 16.11.2013 während der verbleibenden Beobachtungsperiode vor dem Perihel durchgehend der Mond mit seinem Licht. Hinzu kam die immer horizontnähere Position des Kometen; nach dem 20.11.2013 war er nur noch in der Morgendämmerung sichtbar. Gleichwohl erschienen bis zum 23.11.13 fortlaufend neue, zum Teil hervorragende Fotos. Am 24.11.13 erfolgten nur noch wenige Beobachtungen. Bruce Gary, der den Schweifstern im August als erster nach der Sonnenkonjunktion wiedergefunden hatte, gelang am 25.11.2013 das wahrscheinlich letzte erdgebundene Foto vor dem Perihel. Die letzten zuverlässigen Helligkeitsschätzungen vom 21.11.2013 sahen Komet Ison bei etwa 3.8 mag. Seit einem zweiten Aktivitätsausbruch vom 19.11.2013 hatte seine Helligkeit demnach noch einmal um eine gute Größenklasse zugenommen. Er war damit etwa 100mal heller als C/2011 W3 (Lovejoy) bei gleichem Sonnenabstand.
Wissenschaft
Die fruchtlosen und von Ignacio Ferrin immer wieder neu angefachten Diskussionen über die - nun schon seit Wochen - angeblich bevorstehenden Auflösung von C/2012 S1 setzten sich in den November hinein fort. Auch Modelle der möglichen Schweifentwicklung und die wiederholte Präsentation denkbarer Szenarien führten einzig zu der simplen Schlussfolgerung, dass letztlich niemand eine Ahnung hatte, was mit Ison in den kommenden Wochen geschehen würde.
"Harte" Wissenschaft kam im November zunächst lediglich in Form von Bildern im mittleren Infrarot, welche mit dem Subaru-Teleskoo auf Hawaii am 22.10.2013 aufgenommen worden waren. Der Satellit Chandra lieferte das erste Foto von Komet Ison im Röntgenlicht. Daneben erschienen Bilder des Hubble Space Telescope, des Subaru Telescope und eines Teleskops in Arizona. Am 21.11.2013 hatte Komet Ison das Sichtfeld der Sonde STEREO A erreicht. Von der Erde aus nahm ihn um diese Zeit das neue Radioteleskop-System ALMA in Chile aufs Korn.
Am 17.11.13 wurde ein plausibler und durch fotografische Daten untermauerter Erklärungsansatz für den Helligkeitsausbruch vom 13./14.11.2013 geliefert. Demnach waren Teile des Kerns abgesplittert. Allerdings wiesen andere darauf hin, dass die sprunghafte Aktivitätszunahme des Kometen auch durch Interaktion mit dem Sonnenwind oder einfach durch die ständig zunehmende Sonnenstrahlung verursacht sein worden könnte. Währenddessen veröffentlichte die ESO das bislang vielleicht detailreichste Foto von C/2012 S1, aufgenommen mit dem TRAPPIST-Telescope in La Silla am 15.11.2013. Das TRAPPIST-Team meldete am Nachmittag des 19.11.2013 nach einigen Tagen der Stagnation einen erneuten raschen Anstieg der Gas- und Staubproduktion des Kometen.
In einem Aufsatz verglich Jakub Cerny die Helligkeitsentwicklung von C/2012 S1 mit derjenigen einer Reihe anderer Kometen, von denen sich einige bei der Annäherung an die Sonne aufgelöst hatten und einige nicht. Die Lichtkurve von Ison fiel aber völlig aus dem Rahmen und ließ daher keine Rückschlüsse zu, was in den nächsten Tagen und Wochen geschehen würde. Am ehesten war er mit C/2000 WM1 (Linear) vergleichbar.
Komet Ison, aufgenommen am 15.11.2013 mit dem TRAPPIST National Telescope am La Silla Observatory der ESO. Das Bild ist ein Komposit aus vier jeweils 30 Sekunden belichteten Bildern, welche durch Filter im blauen, grünen, roten und nahen infraroten Spektralbereich aufgenommen wurden. Aufgrund der Eigenbewegung des Kometen erscheinen die Hintergrundsterne als Folge farbiger Punkte. Credit: TRAPPIST/E. Jehin/ESO . Publiziert unter der Creative Commons Attribution 3.0 Unported license |
Öffentlichkeit
Am 03.11.13 begann die lange angekündigte Veranstaltungsreihe Kometenzeit in Bonn mit einer Eröffnungsveranstaltung, welche hervorragenden Zuspruch fand. Im Laufe der nächsten Wochen folgten u.a. ein vierteiliges Kometenseminar sowie mehrere Vorträge.
Eine ganz andere Form der Öffentlichkeitsarbeit stellte das jetzt für alle Browser verfügbare interaktive Ison-Modell dar, welches von INOVE virtual environments entwickelt worden war.
Jan Hattenbach begleitete Komet Ison im November mit immer zahlreicher werdenden Blogpostings, die sich vor allem mit der Entwicklung desSchweifsterns, aber auch mit der Bearbeitung von Kometenfotos oder mit Lesestoff und Informationsquellen beschäftigten.
Peter Oden (Volkssternwarte Bonn) begrüßt Maik Meyer (Fachgruppe Kometen der VdS) zu seinem Vortrag "Kometenjagd - gestern, heute und morgen", der am 21.11.2013 im Rahmen der "Kometenzeit in Bonn" im Argelander Institut für Astronomie der Uni Bonn stattfand. |