Dienstag, 9. Januar 2007

Eintrag für den 09. Januar 2007




Ein Blick aus dem Fenster zeigt um 7 Uhr am Morgen das übliche Bild: geschlossene Bewölkung, also wieder kein McNaught. Gegen Mittag mache ich das erste Update der Webseite. Viele Neuigkeiten gibt es nicht, Robert McNaught, Entdecker des Kometen, distanziert sich auf seiner neuen Webseite zu eben jenem Kometen deutlich von einem bekannten deutschen Astrohersteller bzw. dessen Produkt "McNaught Comet-Catcher". Am Nachmittag ergänze ich noch ein paar Foto-Links. Kurz vor 17.00 Uhr mache ich mich dann auf die tägliche Fahrt zum Messdorfer Feld. Gegen 14.00 hatte es ein paar Aufhellungen gegeben, doch jetzt ist alles wieder grau in grau, mit schnell ziehenden Wolken. Die sind nicht einmal sonderlich dick, denn man erkennt immer wieder winzige Abschnitte mit blauem Himmel - aber natürlich nur bei senkrechtem Blick nach oben, in Horizontnähe staffeln sich die Wolken aufgrund des perspektivischen Effekts lückenlos.
Als ich an meinem üblichen Beobachtungsort ankomme, sehe ich zu meiner Freude dann aber Wolkenlücken am Horizont. Ich schnappe mir das Fernglas und steige aus. Sofort entdecke ich Venus, die freilich nach ein paar Sekunden bereits wieder von den Wolken geschluckt wird. Jetzt weiß ich aber ziemlich genau, wo der Komet steht, nämlich rechts der Wolkenlücken. Dumm nur, dass die Wolken samt Lücken nach Links ziehen. Allerdings nähert sich von rechts eine weitere Lücke der mutmaßlichen Position von McNaught. Jetzt ist geduldiges Abwarten angesagt. Nach einigen Minuten wird klar, dass die Wolkenlücken nicht einfach so mitziehen, sondern ihre Position unter ständiger Form- und Größenänderung mehr oder weniger beibehalten. Immer wieder suche ich den fraglichen Bereich mit dem Fernglas ab; und dann, es ist so gegen 17.30, taucht er am Oberrand einer Wolkenlücke auf, nur für ein paar Sekunden. Aber es besteht kein Zweifel: dieses etwas diffuse helle Fleckchen - so sieht nur ein Komet aus. Er ist deutlich lichtschwächer als die Venus, vielleicht so im Bereich von Jupiter, der in der hellen Dämmerung auch eher unscheinbar ist. Ja, und das war es dann schon. Ich mache 2 Fotos und ein Video von der Wolken-Situation (s. Abbildung oben), warte noch weiter ab; aber bis 18.00 Uhr lässt sich McNaught nicht wieder blicken. Als ich losfahre, gehen im Autoradio gerade die 18 Uhr-Nachrichten zu Ende. Im Wetterbericht ist die Rede davon, dass die Bewölkung in NRW während der Nacht und bis in den Vormittag hinein auflockern soll - vielleicht ergibt sich ja am Morgen noch ein Chance?
Am Abend steigen die Besucherzahlen auf unserer Mcnaught-Seite in erstaunlichem Maße an. Die Ursache ist schnell ermittelt: in der Heute-Sendung des ZDF hat es einen Beitrag zum Kometen gegeben, wohl so gegen 19.20 Uhr; und kaum 15 Minuten später kommt unser Counter so richtig ins Laufen. Viele Leute recherchieren offenbar gleich nach der Meldung im Web. Aus einem Forum erfahre ich, dass in der Sendung ein Foto eines Amateurastronomen gezeigt worden ist. Es soll später am Abend im Heute-Journal noch einmal einen (wohl den gleichen) Beitrag geben. Überraschung auch in der Mailingliste der Fachgruppe Kometen: dort postet Daniel Fischer seine heutige Sichtung des Kometen. Er befand sich nur etwa 200 Meter Luftlinie von mir entfernt im Argelander Institut für Astronomie. Von dort aus, aus einem geringfügig anderen Blickwinkel, konnte der Komet um 17.40 noch ein zweites Mal kurz gesehen werden.

Inzwischen ist McNaught nach übereinstimmenden Schätzungen etwa - 1.5 mag hell. Mein Vergleich mit Jupiter war also gar nicht so unzutreffend. Wenn man mal annimmt, dass er bis zum 14. weiterhin um 0.5 mag pro Tag heller wird und dass es dann tatsächlich zu der oft diskutierten "Vorwärtsstreuung" des Sonnenlichts am Kometenstaub kommt, könnte er tatsächlich noch - 6mag erreichen - das würde dann für eine Sichtbarkeit am Taghimmel ausreichen. Die Trend-Prognosen für das Wetter am Sonntag sind nicht einmal so schlecht ....