Sonntag, 17. Februar 2013

Komet Panstarrs - der geschweifte Frühlingsbote

Komet Panstarrs - der geschweifte Frühlingsbote ist der Titel meines gerade erschienenen Buches, welches ich hier kurz vorstellen möchte. Zunächst die nackten Fakten: 116 S., 47 Abb., ISBN 978-3-8482-6349-3. Durch den Verzicht auf farbige Abbildungen konnte der sehr günstige Preis von EUR 7.90 erzielt werden. Bestellen kann man es überall im stationären Buchhandel, bei diversen Online-Buchhändlern oder direkt bei Books on Demand.

Ich habe das Büchlein als Ergänzung zu den Webportalen Komet-Panstarrs.de und den Übersichtskapiteln in Kometen.info konzipiert. Es gibt durchaus einige Überschneidungen - einerseits bildeten die Webseiten die Grundlage für das Buch, andererseits habe ich Abschnitte aus einem frühen Stadium des Buchmanuskripts in Kometen.info integriert. Ganz abgesehen davon ist ein Buch zum Lesen längerer Texte meiner Meinung nach wesentlich angenehmer als ein Bildschirm.

Hier das Inhaltsverzeichnis:


Kapitel 1 gibt im Wesentlichen eine komprimierte Einführung in die heutigen Kenntnisse und Theorien über den Aufbau der Kometen, gefolgt von einer kurzen Beschreibung der Faktoren, welche für helle Kometenerscheinungen verantwortlich sind. Schließlich gehe ich noch auf die Regeln zur Benennung der Kometen ein. Das zweite Kapitel gehört dann dem aktuellen Kometen Panstarrs, dessen Entwicklung bis Ende letzten Monats beschrieben wird. Der angegebene Redaktionsschluss 27.01.13 ist etwas geschummelt - tatsächlich wurden noch bis 01.02.13 kleine Ergänzungen vorgenommen. Am 04.02.13 ist das Manuskript an den Verlag gegangen, am 05.02.13 ist es nach dessen eigener Angabe erschienen und war ab 08.02.13 über die Webseite von BoD bestellbar. Das volldigitale Produktions- und Druckverfahren ermöglicht diese Aktualität. Zum Vergleich: der Panstarrs-Artikel in der kommende Woche erscheinenden Ausgabe von Sterne und Weltraum (kostenloser Download) ist auf dem Stand von Mitte Januar. Die größer Aktualität ist selbstverständlich nicht mein Verdienst, sondern ausschließlich dem ausgefeilten Produktionsverfahren von BoD verdanken. Was die weitere Entwicklung von Panstarrs ab Anfang Februar betrifft, war ich dann auch auf Prognosen angewiesen - hier ist das Internet mit seiner fortlaufenden Aktualität jedem Printprodukt überlegen. Netterweise hält sich Panstarrs aber bislang an die vor gut 2 Wochen formulierten Prognosen. Und ganz sicher wird er sich im März/April an seine durch die Ephemeriden vorgegebenen Auf- und Untergangseiten sowie die scheinbare Bewegung am Sternhimmel halten. Ich habe daher als Beobachtungshilfe 7 Tabellen und 16 Grafiken erstellt und gebe ergänzend noch einige allgemeine Beobachtungshinweise.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit historischen Kometenerscheinungen, wobei historisch hier recht relativ zu verstehen ist. Der Schwerpunkt liegt auf den drei hellen Kometen der 1970er-Jahre - Bennett, Kohoutek und West -, da sie gute "Muster-Szenarien" für unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten von Panstarrs darstellen. In diesem Zusammenhang wurde kurz vor Redaktionsschluss noch ein weiterer, weniger bekannter Schweifstern interessant - Wilson-Hubbard aus dem Jahr 1961. Ein entsprechender Hinweis wurde noch in das Manuskript eingefügt; die ausführlichere Darstellung des Kometen blieb dann aber dem Blog vorbehalten - Buch und Web ergänzen sich auch hier.

Generell wurde das Buch so geschrieben, dass es für einen nicht ganz unbeleckten Amateurastronomen problemlos verständlich sein sollte. Andererseits weckt gerade ein besonderes Himmelsereignis wie es Komet Panstarrs zu werden verspricht, bei vielen Menschen erstmals das Interesse an der Astronomie. Um Neulingen den Einstieg zu erleichtern, wurde ein recht ausführliches Lexikon sowohl der im Haupttext verwendeten als auch einiger weiterer Fachbegriffe erstellt. Das Literatur- und Webseitenverzeichnis geht ebenfalls über die tatsächlich bei Abfassung des Manuskripts berücksichtigten Quellen hinaus. Dabei hat noch ein anderer Aspekt eine Rolle gespielt: wer das Buch erwirbt, soll auch noch etwas davon haben, wenn Komet Panstarrs seine Vorstellung an unserem Himmel beendet hat. Das Grundlagen-Kapitel, das Lexikon, das Quellenverzeichnis und die Darstellungen der historischen Kometen sollten trotz weiteren Fortschritten in der Forschung nicht so schnell veralten.

Und nun wünsche viel Spass beim Lesen des Buches und natürlich viel Erfolg bei der eigenen Beobachtung des geschweiften Frühlingsboten.

Stefan Krause für Kometen.info

Sonntag, 3. Februar 2013

Kometen-Entdeckungen und Beobachtungen aus Flugzeugen

In meinem letzten Posting bin ich im Zusammenhang mit dem Kometen Wilson-Hubbard (C/1961 O1) kurz auf Kometenbeobachtungen aus Flugzeugen eingegangen. Ich habe inzwischen noch ein paar weitere Literaturstellen aufgetan. Es handelt sich ausnahmlos um knappe Notizen und Hinweise, die ich nachstehend als kurze Übersicht widergebe:

FINSTERNIS-KOMET (C/1948 X1).
Dieser Schweifstern wurde am 01.11,1948 während einer Totale Sonnenfinsternis in Kenia in nur 1.5° Entfernung von der Sonne entdeckt sowohl am Boden als auch aus einem Flugzeug der Royal Air Force in 13.000 ft. Höhe entdeckt. Der sehr helle (wohl - 2 mag) Komet besaß einen langen Schweif und konnte auch noch in den ersten Sekunden nach Ende der Totalität gesehen werden.
Spätere Bahnberechnungen (Quelle) zeigten, dass der Schweifstern, der sein Perihel bereits am 27.10.1948 erreicht hatte, vor dem 06.11.1948 (Elongation an diesem Tag 14°) stets viel zu nah bei der Sonne gestanden war, um ihn von der Erde aus zusehen. Lediglich der Zufall der Totalen Sonnenfinsternis hatte zu seiner frühzeitigen Entdeckung geführt. Die Nachricht von dieser in der Astronomie-Geschichte nahezu beispiellosen Beobachtung verbreitete sich aber nur langsam, sodass es ab dem 07.11.48 auf der Südhalbkugel zahlreiche "Neuentdeckungen" gab. Die Nase vorn hatte dabei ein australischer Pilot:
"It was next seen, in Australia, by an airline pilot, Capt. Thomson, while flying from Perth to Adelaide last "Saturday night" - presumably the date was November 6.8 U.T." (Quelle). Später stellt sich dann heraus, dass der Komet bereits am 04.11.48 gesichtet worden war: "The next certain report of it came from Captain Frank McGann of Pan American-Grace Airways, who found it independently, on November 4 while flying at 16,500 ft. near Kingston, Jamaica." (Quelle). An diesem Tag hatte vom Erdboden aus noch überhaupt keine Chance bestanden.

WILSON-HUBBARD (C/1961 O1):
Auf die ungewöhnliche Entdeckungsgeschichte dieses Kometen bin ich ja bereits eingegangen. Als Nachtrag hier die allererste Entdeckungsmeldung vom 23.07.1961 aus der südafrikanischen Linienmaschine:
"0239 G.M.T. sky-trail visible. Aircraft position 24°30' N. 24° 00' E. Aicraft climbing from 34,00 ft. to 38,000 ft. Air hostess (Miss Anna Ras) drew crews attention to phenomenon in east - this was a vertical trail, topmost point approximately 15° above horizon." (Quelle)

WHITE-ORTIZ-BOLLELI (C/1970 K1):
Entdeckt wurde der Schweifstern am 18.05.1970 in Australien von Graeme L. White mit einem Feldstecher. Als White das Objekt am 20.05.1970 wiederfand, war es mit bloßem Auge sichtbar, hatte eine Helligkeit von etwa +1 mag und einen 10 Grad langen Schweif. "The next observation was on May 21.6, by Air France pilot Emilio Ortiz from a location 400 km east of Tananarive (Malagasy Republic). He described the head as of magnitude 0.5 to 1.0, and a tail 5° to 8° long." (Quelle)
Es ist daher nicht verwunderlich, dass nun eine regelrechte Entdeckungswelle losrollte. Nur die ersten 3 offiziellen Meldungen (neben White und Ortiz der Astronom Carlos Bolleli vom Cerro Tololo) wurden den Regeln entsprechend bei der Namengebung berücksichtigt.

KOHOUTEK (C/1973 E1):
Bei den vorgenannten Kometen erfolgten die Beobachtungen aus der Luft zufällig. Bei Komet Kohoutek (C/1973 E1) wurden die Vorteile der Flugbeobachtung ganz bewusst genutzt, um interessierten Amateurastronomen und Laien ungestörte Blicke auf den Kometen zu ermöglichen. Die Teilnehmer an den 3 Flügen gehörten wahrscheinlich zu den wenigen, die von diesem Schweifstern nicht enttäuscht waren. Michael Hendrie (2000, 16/17) schreibt:
"Other observers in the UK reported for Jan 10: S.R. Heathcote (4.8), Rothery (4.8), C. Henshaw (4.7), P. J. Young (4.8), G. Montgomery (5.2) and Gainsford (4.8).
That these consistent magnitudes were affected by low altitude and absorption is illustrated by observations made on flights from London Gatwick on January 10 and Manchester on January 11. To accomodate all those interested two flights were needed from Gatwick, one accompanied by Milbourn and the other by P. Moore. Milbourn observed from the darkened aircraft at 9,400m (31,000ft) over the Irish Sea, describing the conditions as superb with 5th magnitude stars visible 10° above the horizon. In this sky he made the coma small, about 3 arcmin cross and 3.2 mag with a 4.0 mag central condensation, almost nuclear. The tail was straight, and only slightly divergent, bright for 5° but could be detected by averted vision out to 13° near p.a. 65°. No structure was visible in 13x80 binoculars used. To the naked eye up to 8° of tail were visible. On Jan 10 also Simmons in Florida and Clark in Australia recorded 3.6 and 3.8 mag respectively.
On January 11 Doherty, accompanying the Manchester flight, gave 4.0 magnitude with a 8° tail as seen from 10,600m (35,000ft). On that evening Ridley at Godalming gave 4.3 mag. with a tail about 2° long, the comet just visible to the naked eye. A. W. K. Thomas at Reading saw 5° of tail in 7x50 binoculars but found the 4.8 magnitude comet only just a naked-eye object."
(Quelle)

1P/HALLEY (1986):
Zur Beobachtung von 1P/Halley wurde in den Niederlanden ein Flug angeboten, zu dem ich bislang lediglich eine kurze Notiz in dem Buch "Meteor showers and their Parent Comets" von Peter Jenniskens gefunden habe (auf S. 12): "I was an undergraduate student of astronomy at Leiden University in the Netherlands and was invited to be a tour guide on a chartered DC-9 airplane to watch the comet above the usual deck of clouds. Two hundred people eager to see the scourge of legend sparkle in the sky paid $50 and were given six ten-minute laps over the North Sea, each time providing a new group a seat at the windows." Die Helligkeit von Halley betrug zu dieser Zeit etwa 4 mag.