Sonntag, 10. November 2013

Komet Ison im Oktober 2013 - ein Rückblick

Entwicklung des Kometen
In der ersten beiden Oktoberwochen erschienen zahlreiche Fotos des Kometen Ison. C/2012 S1 präsentierte sich mit einer grünlichen Koma und einem ebenso gefärbten Gasschweif. Die Farbe entstand durch die Anregung von Dicarbon (C2) und/oder Cyan (CN). Da Ison am Morgenhimmel allmählich höher stieg und seine Helligkeit bereits um die 11 mag betrug, war er nun für zahlreiche Amateurastronomen zu einem Beobachtungsobjekt geworden. Daneben wurden aber auch professionelle Bilder veröffentlicht, die u.a. an einem 2m-Teleskop gewonnen wurden. Hervorzuheben waren auch eine Aufnahme mit dem 80cm-Teleskop auf dem Mt. Lemmon, ein Weitwinkelfoto, welches den Schweifstern mit Mars und Regulus abbildete, ein Spektrum, in dem die grüne Linie des Dicarbons hervortrat, sowie eine Fotoserie, welche die Entwicklung von C/2012 S1 seit Januar 2013 dokumentierte. Mit 2P/Encke und dem erst am 07.09.2013 entdeckten C/2013 R1 (Lovejoy) tummelten sich zwei weitere, zu diesem Zeitpukt ebenfalls um 11 mag helle Schweifsterne am Morgenhimmel.
Mitte Oktober stand die Begegnung von Komet Ison mit Mars und Regulus im Fokus der Astro-Fotografen. Dass ab dem 18.10.13 helles Mondlicht die Beobachtung des Kometen empfindlich störte, hielt erfahrene Fotografen nicht davon ab, Isons Entwicklung weiter zu dokumentieren. Die Helligkeitsschätzungen klafften in diesen Tagen weit auseinander, zwischen 8.8 mag (visuell) und 11.8 mag (CCD). Aktuelle Helligkeitskurven belegten aber, dass Ison um den 20.10.13 ziemlich genau bei 10 mag lag.
In der Amateurszene stand Ende Oktober vor allem das Thema 4 Kometen am Morgenhimmel (2P/Encke, C/2012 S1, C/2012 X1 und C/2013 R1) im Blickpunkt. Die Helligkeit dieser Schweifsterne lag zwischen 8 und 10 mag, sodass sie auch kleineren Teleskopen durchaus zugänglich waren.

Komet Ison, aufgenommen am Mount Lemmon SkyCenter mit dem O.8m Schulman Telescope. Credit: Adam Block/Mount Lemmon SkyCenter/University of Arizona. Lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported.

 
Wissenschaft
Anfang Oktober die ersten Ison-Fotos des Mars Reconnaissance Orbiters (MRO) publiziert. Diese erschienen im Vergleich zu erdgebundenen Bildern sehr bescheiden, denn die Kamera der Sonde war eigentlich für Aufnahmen der hell erleuchteten Marsoberfläche ausgelegt. Computergestütze Auswertungen könnten  den Fotos aber vielleicht noch mehr Details entlocken. Immerhin wurde C/2012 S1 durch die MRO-Aufnahmen wieder zu einem Thema für Presse und Blogs. Ferner erschienen bescheidenen Fotos der Raumsonden SOHO und STEREO A, während es offenbar nicht gelungen war, den Kometen mit der Kamera der Sonde Mars Express zu erfassen.
Obwohl kein Zweifel bestand, dass Isons Helligkeit stetig zunahm, erregte ein Aufsatz des in der Fachszene für seine Außenseitermeinungen bekannten Ignacio Ferrín Aufsehen, in dem die unmittelbar bevorstehenden Auflösung des Kometenkerns postuliert wurde. In der Fachszene setzten sich die Diskussionen über die fragwürdigen Hypothesen des kolumbianischen Wissenschaftlers durch den ganzen Oktober fort. Aktuelle Fotos des Hubble Space Telescope lieferten allerdings nicht den geringsten Hinweis auf Zerfallsprozesse. Wurden die Arbeiten von Ignacio Ferrín in Fachkreisen sehr kritisch betrachtet, so waren die Daten und Schlussfolgerungen von Nicolas Biver zum weiteren Schicksal Isons ernster zu nehmen. Und demnach war die Möglichkeit, dass C/2012 S1 sich im Laufe des Novembers durch Totalauflösung sang- und klanglos verabschieden würde, durchaus gegeben.
Nachdem die Lage der Rotationsachse des Kometenkerns mit einiger Sicherheit bestimmt worden war, stieg zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass C/2012 S1 die Perihelpassage einigermaßen intakt überstehen könnte, sofern er sicht bereits vorher auflösen würde. In einer neuen Arbeit verglich Zdenek Sekanina Ison mit den Kometen C/2002 O4 (Hönig), der sich relativ weit entfernt von der Sonne aufgelöst hatte, und C/1962 C1 (Seki-Lines), welcher eine enge Sonnenbegegnung unversehrt überstanden hatte. Der Autor kam zu dem Schluss, das Ison eher Seki-Lines ähneln würde. Eine andere  Publikation räumte derweil endgültig mit der Mär vom Meteorschauer durch Komet Ison auf. 

Komet Ison, aufgenommen mit dem Hubble Space Telescope am 09.10.2013. Credit: NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA)


 
Öffentlichkeit
Auch in der astronomischen Öffentlichkeitsarbeit rückte Ison jetzt allmählich in den Blickpunkt, so bei einer Kinderaktion, welche am 03.10.2013 in Bonn stattfand. Die Universität Bonn veröffentlichte eine Pressemitteilung zum Projekt Kometenzeit in Bonn. Im November-Heft von "Sterne und Weltraum" erschien ein längerer Beitrag zu C/2012 S1, welcher kostenlos als pdf (326 kb) zum Download angeboten wurde. Ebenfalls frei verfügbar war eine Infobroschüre der indischen "Eyes on Ison"-Campagne (pdf, 2 mb).
Eine Meldung der Nachrichtenagentur afp zu Komet Ison machte am 25.10.2013 die Runde durch die Online-Ausgaben zahlreicher deutscher Zeitungen und Magazine (Beispiel).

Werbeplakat für die "kometenzeit in Bonn"


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